Raus aus den Schulden und raus aus der Scham

6.900.000 – so viele Haushalte sind in Deutschland überschuldet gemäß der Wirtschaftsauskunftei Creditreform. Überschuldet bedeutet, dass diese vielen Menschen ihre Verpflichtungen und Rechnungen nicht mehr bezahlen können und als Folge ihre finanzielle Situation immer schwieriger wird.

Das Geld wird so knapp, dass sogar alltägliche Dinge, wie der Einkauf im Supermarkt oder die Handyrechnung nicht mehr bezahlt werden können.

Was machen Schulden mit deiner Psyche und deinem Selbstbewusstsein?

Immer mehr Mahnungen im Briefkasten erzeugen ein starkes Gefühl der Hilflosigkeit, Angst und Unsicherheit. So rutschen viele Menschen noch tiefer in die Schuldenfalle, was eigentlich sonnenklar ist. Denn: Wenn du Angst davor haben musst, dass der Strom abgestellt wird und du nicht einmal mehr den Wasserkocher anschalten kannst, ist es schwer, sich zu sammeln und klar zu denken.

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Was passiert also bei vielen, die überschuldet sind? Sie verdrängen ihre Lage, versuchen die Angstgefühle zu verdecken und können doch den Selbstvorwürfen nicht entkommen.

Nicht nur deine eigene Angst vor sozialem Abstieg und Verlusten ist dabei prägend, sondern auch Scham- und Schuldgefühle. Schließlich passiert das nur den Menschen, die sich nicht genug kümmern und keinen Erfolg haben – oder? Mit wem sollst du nun darüber reden, an wen kannst du dich wenden, um Rat zu bekommen? Wie soll man es bloß aus dieser Lage herausschaffen, die festgefahren und ohne Ausweg scheint?


Im Folgenden beschreibe ich dir die Möglichkeiten, die du für den Ausbruch aus der Überschuldung hast. Es gibt verschiedene Hilfsangebote – kommerzielle oder karitative – die sich an Menschen in finanzieller Misere richten. Außerdem gibt es drei Schritte, die du selbst unternehmen kannst, um die Vorarbeit zu leisten und die Kontrolle über dein Leben zurückzubekommen. Diese beinhalten folgende Vorgehensweisen:

verschaffe dir zuerst einen Überblick über deine finanzielle Lage

suche nach guten Hilfsangeboten und lasse dich dann beraten

eventuell wird eine Privatinsolvenz notwendig (das stellt sich im Laufe der Schuldnerberatung heraus)

Schritt 1: Wie ist die finanzielle Situation wirklich?

Um die Lage verbessern zu können, musst du sie zuerst genau kennen und überblicken. Um herauszufinden, wo du finanzielle gerade stehst, muss eine vollständige Aufstellung her. Diese beinhaltet alle Schulden, die sich bis heute zusammengetragen haben, und alles Vermögen, was du noch hast.

Die ganzen Mahnungen, die im Briefkasten eingetrudelt sind, erzeugen zwar Hilflosigkeit, Angst und Panik, jetzt sind sie aber durchaus für etwas gut. Durch diese ganzen Papiere kannst du eine Aufstellung bis auf den Cent genau erstellen.

Den Schuldenüberblick erarbeiten

Am besten eignet sich hierfür eine Tabelle oder Liste. Ob handschriftlich gezeichnet oder auf dem PC ist dabei egal, Hauptsache sie ist sorgfältig und genau. Folgende Aspekte sollen in diesem Schuldenüberblick aufgeführt werden:

Gläubiger: Welchen Menschen schuldest du Geld? Gibt es einen oder mehrere Großgläubiger, bei denen die Schulden besonders hoch sind? Oder sind es vor allem Freunde und Bekannte aus deinem privaten Umfeld, die noch Geld von dir bekommen?

Wie hoch ist dein Schuldenstand insgesamt? Zähle hierfür alle offenen Forderungen gegen dich auf, egal ob Stromkosten, Zahnarztrechnung oder überfällige Bezahlung des letzten Online-Einkaufs.

Tipp: In einem Haushaltsbuch kannst du die Verbindlichkeiten und Vermögenswerte aufschreiben und übersichtlich in Spalten eintragen.

Wie hoch sind die Mahngebühren? Sie kommen bei den bestehenden Verpflichtungen obenauf und erhöhen die Gesamtsumme. Die Mahngebühren fallen meistens bei der 2. Erinnerung an und sind gestaffelt. Genaue Informationen findest du in den Mahnbriefen selbst, hier ist auch die Höhe der Strafgebühr angegeben.

Welche Schulden sind „am wichtigsten“? Natürlich müssen alle Verbindlichkeiten bezahlt werden, einige sind jedoch dringlicher als andere. Wenn bereits zwei Mahnungen eingetroffen sind, steht möglicherweise der Gerichtsvollzieher bald vor der Tür.

Auch Strom- und Wasserkosten musst du vorrangig beachten. Schließlich gehören Küchen- und Elektrogeräte sowie warmes Wasser und Heizung zu den wichtigsten Grundbedürfnissen.

Schritt 2: Hilfe in Form einer Schuldnerberatung in Anspruch nehmen – welche Möglichkeiten gibt es?

Nun hast du den ersten wichtigen Schritt geschafft und einen umfassenden Überblick erstellt. Das ist die wichtige Basis für den nächsten Abschnitt, nämlich die Inanspruchnahme einer Schuldnerberatung. So kommst du an professionelle Hilfe von Menschen, die Erfahrung mit Überschuldung und den Folgen haben.


Es gibt verschiedene Anbieter auf dem Markt, die Beratung für Schuldner anbieten:


1. Karitative Einrichtungen

2. Öffentliche Einrichtungen

3. Kommerzielle Einrichtungen


Die öffentlichen und/oder karitativen Institutionen sind meist kostenfrei und für jedermann zugänglich. Sie werden durch die Kirche, diakonische Werke, Sozialverbände oder staatliche Behörden getragen und dienen der Gemeinnützigkeit. Sie arbeiten oft mit Anwälten und Finanzexperten zusammen oder haben diese fest im Team. So ist dir ein professionelles Vorgehen gewiss und du kannst den Weg aus der Schuldenfalle in sichere Hände geben.

Die kommerziellen Unternehmen sind gewinnorientiert auf dem Markt unterwegs und verlangen ergo Gebühren für die Bearbeitung deines Falls. Sie bringen dafür jedoch auch einige Pluspunkte mit, die wir dir nachfolgend aufzeigen.

Lange Wartezeiten sind hier nicht an der Tagesordnung, der Kunde ist quasi König. Daher musst du hier mit keiner so langen Vorlaufzeit rechnen, wie bei einer öffentlichen Einrichtung.

Im Online-Segment sind die gewinnorientierten Einrichtungen bereits stärker vertreten. Das hat den Vorteil, dass du keine Wegzeiten- und Kosten hast und außerdem die Hemmschwelle zur Hilfe niedriger ist. Auch ein Wohnsitz auf dem Lande bringt hier keine Nachteile mit sich.

Ausgebildete und kompetente Berater zeichnen eine gute Schuldnerberatung aus. Die Hilfe, die kostet, sollte dieses Geld auch wert sein. Internetforen und seriöse Bewertungen helfen dir hier weiter, wenn du auf der Suche nach einer solchen Einrichtung bist.

Schritt 3: Die private Insolvenz anmelden – der letzte Ausweg

Nach der erfolgreichen Vorbereitung deiner Unterlagen, dem Überblick über die finanzielle Situation und einer durchgeführten Schuldnerberatung ist es nun Zeit für dein Fazit. Wenn du dich mit deinen Gläubigern einigen kannst, bestehen gute Chancen auf ein baldiges Ende der Misere. Ratenzahlungen, teilweiser Verzicht auf Forderungen sind Kompromisse und können deine Situation bereinigen.


Falls alles gescheitert ist und die Schulden erdrückend sind, bleibt als letzter Schritt die Privatinsolvenz, auch Verbraucherinsolvenz genannt. Sie ist nur möglich, wenn eine Einigung mit allen Gläubigern gescheitert ist, beispielsweise, wenn diese Ratenzahlungen ablehnen. Nun muss ein Gericht das Insolvenzverfahren eröffnen, das bis zu 6 Jahre dauern kann. Was passiert in dieser Zeit?


Ziel ist, dass du komplett schuldenfrei wirst. Das Gericht nimmt sich jetzt der Situation an und verhandelt mit deinen Gläubigern, dein noch verbleibendes Vermögen wird aufgeteilt. Danach darfst du nur einen bestimmten Betrag im Monat behalten. Alles, was das übersteigt, geht erst an den Insolvenzverwalter und dann an die Gläubiger. Dieser überwacht deine Finanzen und steht dir beratend zur Seite, sieht aber auch zu, dass du monatlich nicht mehr als den festgesetzten Betrag zur Verfügung hast.


Nach 3-6 Jahren ist die Privatinsolvenz beendet, deine restlichen Schulden werden ersatzlos gestrichen. Nun kann ein neues schuldenfreies Leben beginnen.

Über den Autor:

Jens Ischebeck ist Betreiber der Webseite nachhaltig-schuldenfrei-werden.de. Ziel der Seite ist es, neue Wege zu zeigen für mehr finanzielle Spielräume und für einen bewussten Umgang mit digitalen Möglichkeiten.

3 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Hallo Robert,

    ich denke da ähnlich. Das Wichtigste ist es Verantwortung für sein finanzielles Leben zu übernehmen. Dazu gehört es auch eine Haushaltsplanung bzw. ein Haushaltsbuch zu führen. Das ist meiner Meinung nach die absolute Basis auf der ein privater Finanzhaushalt geführt werden sollte.

    Wer früh in seinem Leben finanzielle Verantwortung übernimmt, der wird die Schritte 2 und 3 aus dem Beitrag vermutlich nicht brauchen.

    Gruß Stefan

    • Hallo Stefan, da stimme ich dir zu. Es ist sehr wichtig, mehr Verantwortung für seine Finanzen zu übernehmen, denn schließlich ist es ja auch das eigene Geld. Ein Haushaltsbuch ist definitiv eine sehr sinnvolle Möglichkeit hierfür.

      Viele Grüße
      Robert

  2. Liegt meistens an der Einstellung. Geld, dass vorhanden ist, wird ausgegeben, anstatt mal auch Rücklagen zu bilden. Sieht man dann auch beim Auto. Wenn Reparaturen kommen, bricht das Chaos aus, weil keine Rücklagen da sind. Und zum Beispiel bei einem Getriebeschaden muss ein neues Auto her. Was dann? Die Leute denken halt leider nicht mal bis morgen.

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