Die US-Zinserhöhung in der letzten Woche kam keinesfalls unerwartet. Überraschend ist jedoch die Tatsache, dass es 2017 zu drei weiteren Anhebungen kommen soll. Diese Ankündigung setzt vor allem die europäische Gemeinschaftswährung unter Druck – der Euro kann (und es sieht so aus als wird er noch) weiter fallen. Experten gehen davon aus, dass es Anfang 2017 zur Parität kommt. Das heißt, dass man für einen US-Dollar einen Euro bekommt. Aber nicht nur der Euro geriet in der letzten Woche unter Druck – auch die Landeswährungen der Schwellenländer mussten herbe Kursverluste einstecken.
Der US-Dollar wird immer stärker
Nachdem der Euro am Mittwoch schon herbe Verluste verkraften musste, setzte er seine Talfahrt am Donnerstag fort. Die Gemeinschaftswährung lag teilweise sogar bei 1,0404 US-Dollar – am Nachmittag festigte sich der Euro bei 1,0410 US-Dollar. Der Euro fiel um 1,0 Prozent. Zur Überraschung setzte die EZB – die Europäische Zentralbank – den Referenzkurs auf 1,0644 US-Dollar fest. Der Auslöser für den Kursverlust? Die amerikanische Geldpolitik. Mittwochabend verkündete die US-Notenbank FED dass der Leitzins erhöht wird. Es handelt sich dabei um die zweite Erhöhung nach der Finanzkrise. Eine Entscheidung, die keinesfalls unerwartet kam. Jedoch sorgte man mit der Aussage, ein „höheres Straffungstempo“ zu verfolgen, für eine Überraschung. Die erwartete Zinserhöhung sei „nur der Anfang“, denn 2017 sollen drei weitere Anhebungen folgen. Während der Euro an Boden verlor, konnte der US-Dollar zulegen. So kletterte der US-Dollar-Index auf den höchsten Stand seit knapp 14 Jahren.
Welche Rolle wird Trumps Politik spielen?
„Endlich nimmt die Debatte, ob und auch wie die Notenbanken wieder die Zügel anziehen könnten, Fahrt auf“, so Ulrich Stephan, der Deutsche-Bank-Anlagestratege. Yellen, die Chefin der Fed, reagierte damit auf die Vorstellungen des neuen Präsidenten Donald Trump. Schlussendlich hätte Trump die Inflationserwartungen – aufgrund seiner Investitions- und Steuerversprechen – angetrieben. Doch Yellen ließ offen, ob Trumps neue Politik zu einer „verschärften geldpolitischen Gangart“ führen wird. Insider gehen davon aus, dass Trump und Yellen wohl in den nächsten Wochen und Monaten aneinandergeraten könnten.
2017 kommt es wohlmöglich zur Parität zwischen dem Euro und dem US-Dollar
Der Euro bewegt sich jedenfalls in Richtung Parität mit dem US-Dollar. Zuletzt kam es im Jahr 2002 zu einer Parität – damals gab es für einen US-Dollar einen Euro. Auch Klaus Wiener, der Chefvolkswirkt des „Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft“, ist nicht überrascht, dass die Fed an der Zinsschraube dreht. „Das war längst überfällig“, so Wiener. Extrem niedrige Zinsen sind – aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage – nicht mehr notwendig und können sogar, mit Blick auf etwaige Inflationsgefahren, ein nicht zu unterschätzendes Risiko darstellen. „Wir müssen aber berücksichtigen, dass es noch keinen Trump-Faktor in den Inflationsprognosen gibt“, so Martin Moryson, der Chefvolkswirkt des Bankhauses Sal. Würde Trump nämlich tatsächlich sein staatliches Ausgabenprogramm durchsetzen, könnten noch weitere Zinserhöhungen anstehen. „Bis wir endlich klare Signale erkennen, dass die Politik von Trump nicht machbar ist, wird es extrem schwierig sein, dass wir sich gegen US-Dollar stellen und somit gegen den Strom schwimmen“, so Koji Fukaya, ein Devisenexperte vom Handelshaus FPG Securities.
Nicht nur der Euro musste Kursverluste verzeichnen
Doch die Fed-Entscheidung setzte nicht nur den Euro unter Druck. Auch die Landeswährungen der Schwellenländer mussten herbe Verluste einstecken. So verlor etwa auch die türkische Lira an Wert. Auch der chinesische Yuan musste erste Kursverluste hinnehmen. Immer mehr Anleger haben zudem auch die Angst, dass die Investoren Ihr Kapital abziehen und in den US-Dollar-Raum umschichten.
Hierbei handelt es sich um einen Artikel von Benjamin Leiberich.
Der amerikanische Notenbankchef Alan Greenspan pflegte zu sagen, dass die Vorhersage von Kursentwicklungen im Währungsbereich nicht möglich ist, weil sich die Kursentwicklung an keine greifbaren Regeln hält- Dies im Unterschied zum Aktienmarkt, an dem es klare Bewerungsgrundlagen gibt, die zumindest langfristig eine Rolle spielen.