Gutscheine sind verbreitete Marketinginstrumente. Jeder kennt sie, jeder hat sie schon einmal benutzt. Nur die Wenigsten wissen jedoch von der langen historischen Spur, die selbst den heutigen Digitalcoupons anhängt. Es ist also ganz im Sinne der Chronologie, vor dem Blick auf Gutscheine in ihrer heutigen Form auf jene Zeit zu schauen, in der alles anfängt. Einzig der Ort des Geschehens ist keine Überraschung, denn wie beinahe alle erfolgreichen Auswüchse des Web 2.0, stammt auch der Gutschein aus dem Land der unbegrenzten (Rabatt-)Möglichkeiten.
Schwerer Anfang: Originalpreise per Gesetz definiert
Trotz aller globalen Bedeutung wird Deutschland in vielen Punkten eine gewisse Rückständigkeit vorgeworfen. Zumindest dauert es länger, bis moderne Trends sich durchsetzen – dieses Faktum lässt sich nun einmal nicht leugnen. Die Verbreitung von Pay-TV, Facebook oder des nach wie vor kaum existenten Twitter sind nur einige Beispiele dafür.
Die Gutscheine sind ein weiterer Beleg. Das lag allerdings weniger am chronischen Unwillen der Deutschen, beim Einkaufen ein paar Prozent zu sparen, ganz im Gegenteil: sparsam war der Deutsche nämlich schon immer. Wäre da nicht das Gesetz gewesen. Das Schreckgespenst namens Rabattgesetz verhinderte wirklich lukrative Schnäppchen in einem Ausmaß, über das die Amerikaner nur ungläubig den Kopf schütteln konnten.
Ran an die Zahlen
Während deutsche Einzelhändler also in den goldenen Zwanzigern, den swingenden Sechzigern und in den modisch fragwürdigen Neunzigern per Gesetz an die Einhaltung der Warenpreise gebunden waren, machte das Couponing in den USA einen Quantensprung nach dem anderen. Schon vor der Jahrhundertwende – zum 19. Jahrhundert wohlgemerkt – legten Käufer in den damals noch jungen Bundesstaaten einfach Rabattmarken auf die Ladentheke und bekamen dadurch eine Ermäßigung. Dieser Trend breitete sich mit exponentieller Geschwindigkeit aus, passend zum Bevölkerungswachstum der USA. Eine erste magische Grenze wurde schließlich in den Sechzigern erreicht: Zur Zeit der Beatles und Co. verwendeten nämlich schon 50 Prozent aller US-Haushalte Gutscheine. In den Siebzigern lag die Zahl der Coupons weit im zweistelligen Milliardenbereich – in Deutschland dagegen blieb nur der Blick auf das Preisschild, ohne jegliche Hoffnung auf etwaige Boni.
Dann der Umschwung: besser spät als nie
Große Handelsketten hatten die Vorteile von Gutscheinen natürlich längst erkannt und rebellierten gegen das strikte Rabattgesetz. Lange Zeit jedoch ohne Erfolg – zu groß war der Widerstand mittelständischer Lobbygruppen, die in zu großen Preisnachlässen eine echte Gefahr für das Geschäft sah. Mit dem langsamen Dahinscheiden des Mittelstands und der zunehmenden Macht globaler Konzerne bekam das Rabattgesetz allerdings immer mehr Gegenwind, bis es 2001 letztendlich aufgehoben wurde. Ob Zufall oder nicht, war genau das gleichzeitig auch die Phase, in der das Internet sich in der westlichen Welt so richtig auszubreiten begann – die Weichen für das heutige Online-Couponing waren somit gestellt.
Heute: verschiedene Gutscheine für verschiedene Zwecke
Wie alle erfolgreichen Erfindungen, haben auch die Coupons im Laufe der Zeit eine Evolution durchgemacht. Im beschleunigten Web-Zeitalter ist das nur verständlich. Neben klassischen Gutscheinen (nur eben in digitaler Form) gibt es ausgefeilte Treue-Systeme, ganz im Sinne der Kundenbindung natürlich, Online-Codes, die direkt im Online-Shop eingegeben werden können, und mobile Coupons für das Smartphone. Ob das Ende der Fahnenstange damit erreicht ist, lässt sich schwer sagen; angesichts des Erfindungsreichtums heutiger Tech-Pioniere ist das jedoch eher unwahrscheinlich. Immerhin: Seit Anbeginn seiner Zeit galt der Gutschein als Synonym für eine Win-Win-Situation. Weitere Entwicklungen dürfen also gerne folgen.
Mein Name ist Andreas Hersdorfer und ich bin leidenschaftlicher Blogger und Schnäppchenjäger.