Die derzeitige Niedrigzinspolitik der EZB macht es Anlegern nicht gerade leicht, zumindest dann nicht, wenn man sein Geld möglichst sicher anlegen möchten. So ist es im ersten Moment verständlich, wenn einige Anleger in solchen Zeiten etwas nervöser werden, weil es scheinbar bei konventionellen Anlagen kein wirklich wachsenden Vermögensaufbau mehr möglich ist. Eine sehr große Gefahr nach meiner persönlichen Meinung besteht nicht so sehr in den derzeit niedrigen Zinsen, sondern vielmehr in der Angst der Anleger, nichts mehr für sein Geld zu bekommen. Und in solch einer Situation können Fehler gemacht werden, welche sich langfristig auf den eigenen Vermögensaufbau sehr negativ auswirken können.
1. Fehler – Seine Anlagestrategie über den Haufen werfen
Es wird einen einfachen Grund haben, weshalb man bisher eine konventionelle Anlagestrategie gewählt und sich stets für sichere Geldanlagen entschieden hat. Zwei Gründe dafür ist der Zeitmangel und das daraus bestehende Desinteresse, sich nach der Arbeit mit dem Thema Finanzen und Wirtschaft beschäftigen zu müssen. Seine Anlagestrategie plötzlich komplett zu ändern, wäre ein großer Fehler, nur weil man mit aller Macht in kurzer Zeit eine höhere Rendite erzielen möchte. In Verbindung mit dem Zeitmangel und dem derzeit noch fehlenden Wissen über Anlagen mit einer höheren Rendite und dem damit entsprechenden höheren Risiken, kann diese Kehrtwende durch Fehlentscheidung dazu führen, dass man mitunter sogar Geld verliert oder die tatsächliche Rendite geringer ausfällt.
Ein kleines Beispiel: Bisher verfolgtet ihr immer eine konventionelle Anlagestrategie. Euer Geld liegt beispielsweise auf einem Sparbuch oder Tagesgeldkonto, weil ihr jederzeit über euer Geld verfügen wolltet. Plötzlich ändert ihr eure Strategie und trotz eures vollen Terminkalender vereinbar ihr ein Gesprächstermin mit eurer Bank. Dort eröffnet ihr noch während des Gespräch einen Aktienfonds, weil ihr meint, alle Abläufe verstanden zu haben und sich die Rendite auch noch sehr gut anhört.
Nun dürfte allerdings bekannt sein, dass die derzeitigen Börsen erheblichen Schwankungen unterliegen. Euch kümmert es nicht weiter und ihr wendet euch anderen Dinge zu. Nach 12 Monaten bekommt ihr einen Jahresbericht von der Fondsgesellschaft und ihr staunt nicht schlecht. Die mögliche Rendite konnte aufgrund der Schwankungen nicht ganz erreicht werden und diese ist deutlich niedriger ausgefallen, zugleich fallen noch Gebühren an, welche die Rendite nochmals mindern. Der Aktienfonds selbst verlor während dieser Zeit an Wert, weil ihr jedoch nicht die nötige Zeit aufbringen konntet, wurde die Chance verpasst, die Fondsanteile wieder zu verkaufen und die plötzliche Kehrtwende eurer Anlagestrategie vor den 12 Monaten hat euch Verluste eingefahren.
2. Fehler – Sich den Traum vom Eigenheim verwirklichen
Ein Vorteil der derzeit niedrigen Zinsphase sind die günstigen Kredite, welche man von den Banken bekommt. Sicherlich wird auch der ein oder andere konventionelle Anleger darüber nachdenken, sich den Traum vom Eigenheim zu verwirklichen. Im ersten Moment klingt dieses Vorhaben sehr plausibel, denn immerhin spart man sich so die bisherige Miete und das Geld welches sich bisher auf den Geldanlagen mit den niedrigen Zinsen befindet kann für den Kauf der Immobilie verwendet werden bzw. der derzeitige monatliche Überschuss, welcher für die Anlage verwendet wurde, zur Tilgung des Kredites genutzt werden. Wer sich für diesen Weg entscheidet, der muss von Anfang an wissen, dass es sich hierbei um die Verwirklichung eines Traums handelt. Ihr müsst jedoch auch wissen, dass dieser Weg sich eine Immobilie anzuschaffen für den eigenen Vermögensaufbau nicht gerade der beste ist.
Warum? Hier lohnt sich ein einfacher Blick in die Zukunft. Heute kauft ihr euch ein Haus mit Grundstück für 250.000 €. In 20 oder 30 Jahren wenn der Kredit bei der Bank abbezahlt ist, gehört euch die Immobilie voll und ganz. Allerdings ist das Haus nicht mehr auf dem neuesten Stand oder anders ausgedrückt, das Haus hat an Wert verloren. Nehmen wir mal an, es hätte nur noch einen Wert von 200.000 €, dies wäre ein Verlust von 50.000 €. Mitunter ist die Nachfrage in eurer Stadt nach Immobilien zurückgegangen und potentielle Immobilien Käufer sind bereit, nur noch 150.000 € auszugeben, dies wäre ein weiterer Verlust von 50.000 € und ein Gesamtverlust von 100.000 €.
Eine Immobilie für den eigenen Vermögensaufbau ist nur sinnvoll, wenn ihr diese in einer nachgefragten Gegend vermietet. Wenn ihr die Immobilie für 1300 Euro im Monat vermietet, so hättet ihr Mieteinnahmen von 15.600 Euro im Jahr, dies wären in 10 Jahren bereits 156.000 Euro und nach 30 Jahren 468.000 Euro. Nehmen wir mal an, ihr würdet in dieser Zeit 68.000 Euro in die Instandhaltung investieren und das Haus hätte 300.000 Euro gekostet, so hättet ihr immer noch einen Gewinn von 100.000 Euro erzielt. Bei den Kosten kommt zudem noch hinzu, dass ihr als Vermieter die Renovierungskosten sowie die Kosten für den Kredit steuerlich geltend machen könnt, wodurch sich die 68.000 Euro mindern werden und eure Rendite steigt.
3. Fehler – Das Geld für Konsumgüter auszugeben
Warum noch Geld anlegen, wenn man sowieso keine Zinsen mehr erhält und die Inflation dafür sorgt, dass das Geld an Wert verliert. Diese Aussage höre ich immer wieder. Wer so denkt und sein Geld anschließend für Konsumgüter ausgibt, handelt nach meiner Meinung sehr fahrlässig und der eigene Vermögensaufbau ist gefährdet. Warum? Weil man den monatlichen finanziellen Überschuss ausgibt und nicht mehr spart, euer Kapital würde also nicht mehr wachsen, selbst wenn man derzeit kaum Zinsen dafür erhält, lohnt es sich weiterhin, den monatlichen Überschuss anzusparen. Gebe ich das Geld hingegen aus, bekomme ich zwar ein Produkt dafür, deren Verlust im Bezug zum Geldwert ist jedoch extrem.
Ein Beispiel: Ihr verwendet eure derzeitige monatliche Sparrate von 100 Euro nicht mehr für eine Geldanlage sondern finanziert damit beispielsweise einen neuen Fernseher mit der neuesten Technik (Wert 1200 Euro) über 12 Monate, obwohl euer altes Gerät noch wunderbar funktioniert. Obwohl der Fernseher nur eine Woche benutzt wurde, hat dieser bereits jetzt schon an Wert verloren, wobei dieser nur noch 1000 Euro beträgt und nach 6 Monaten hätte dieser nur noch einen Wert von 600 Euro. Ihr hättet also einen Verlust von 50% erzielt, wert ihr bei eurem Vermögensaufbau geblieben, hätte ihr alleine nur durch die Sparrate 600 Euro mehr auf dem Konto und nach den 12 Monate wiederum 1200 Euro.
An diesem Beispiel wird also offensichtlich, welches Risiko dahinter bestehen würde, wenn ihr das Geld für unnötige Konsumgüter ausgeben würdet.
Zusammenfassung – Kaum noch Zinsen
Auch wenn die derzeitige Rendite bei konventionellen Geldanlagen sehr niedrig ist, so sollte man Ruhe bewahren und auf keinen Fall in Panik geraten und eventuell eine Entscheidung treffen, welches sich negativ auf den eigenen Vermögensaufbau auswirken kann.
Sehr guter Artikel, v.a. Punkt 2 bringt es auf den Punkt. Gerede in der heutigen Zeit verschulden sich viele maßlos für eine „Hundehütte“ ohne oder mit kaum Eigenkapital und tilgen dann mit lächerlichen Raten. In 10 Jahren müssen sie dann refinanzieren und wundern sich, dass auf einmal die Raten so hoch sind und dass die Finanzierung dann nicht mehr funktioniert. Auch ist es angebracht, auf den im Artikel angesprochenen Wertverlust des Hauses an sich (nicht des Grundstückes!) zu achten. Will man den Wert halten, muss über die Zeit massiv Geld investiert werden.
wirklich ein treffender Artikel! es wäre interessant einen Konnex des ARtikels zum jetztigen BREXIT zu lenken. Gibt es dazu vlt bald einen aktuellen Beitrag?