Die Entwicklung des Geldes

Geld verändert sich praktisch ständig. Aktuell zeichnet sich zum Beispiel eine Verschiebung von Bargeld in Richtung E-Geld (elektronisches Geld) ab. Angst haben muss man davor nicht, denn blickt man auf die knapp 3000 Jahre Geldgeschichte, ist Veränderung bei Geld völlig normal und es gab schon einschneidendere Ereignisse.

Von Tobias Schreyer, Mitgründer und Chief Commercial Officer, PPRO Group

Es klappt zwar nicht immer, aber in den meisten Fällen hilft ein Blick zurück in die Geschichte,ppro_tobias-schreyer_cco_cofounder um bestimmte Entwicklungen richtig einzuschätzen. So auch beim Geld und der aktuellen Diskussion, wie wichtig Bargeld ist. Um es kurz zu machen, ja, Bargeld ist wichtig und prägt unser Leben immer noch sehr stark. Wenn in der Gesellschaft über Geld gesprochen wird, sind damit meist Münzen und Scheine gemeint. Das haben wir von unseren Eltern so gelernt und geben es wieder an unsere Kinder weiter. Aktuell wird trotz breiter Akzeptanz von EC- und Kreditkarten jeder zweite Einkauf bar bezahlt. Doch Geld wie wir es kennen, gibt es noch nicht wirklich lange und es hat sich in der Geschichte auch immer wieder verändert. Sind Sie bereit für eine kurze Zeitreise?

Erste Revolution: Münzen ersetzen Tauschhandel

Für die Erfindung des Geldes muss man schon ein Stück weit zurückgehen in der Geschichte und sich in das Gebiet der heutigen Türkei versetzen. Der Name Krösus ist aus dem Sprichwort „Leben wie ein Krösus“ bekannt, dass es sich dabei namentlich um den letzten König Lydiens handelt, wissen die Wenigsten. Die lydischen Könige, die an der Mittelmeerküste Kleinasiens lebten, gelten als Erfinder des Geldes. Schon um 600 vor Christus prägten sie die ersten Münzen. Kurz darauf legten auch Griechen und Römer mit der Münzprägung los und drängten so den Tauschhandel stark zurück. Geld gab es aber auch schon im Tauschhandel, wenn man es genau nimmt.

Experten sprechen von Primitivgeld, denn auch wenn es der Name Tauschhandel suggeriert, man konnte längst nicht mit allem tauschen. Vor allem bestimmte Lebensmittel wurden bevorzugt getauscht und nahmen so schon vorher die Rolle des Geldes ein. Doch auch als die ersten Münzen wirklich im Einsatz waren gab es noch kein einheitliches Münzsystem; jede Region hatte eine eigene Münzfamilie mit einem eigenen spezifischen Wert.

Gastartikel

Zweite Revolution: Das Geld nicht wert

Im ersten Jahrtausend der Geschichte des Bargelds war jenes ausschließlich in Münzform zu haben. Das hatte einen einfachen Grund: Egal, aus welchem Material die Münzen geprägt wurden, sie hatten einen bestimmten materiellen Wert. Um das Jahr 1000 jedoch begann man in China mit der Ausgabe von Papiergeld. Europa war damit erst 500 Jahre später soweit. Das große Problem auch dort: Der materielle Wert des Papierstücks stimmte nicht mit dem aufgedruckten Wert überein. Die Menschen aller Kulturen und Länder kämpften damit, den Wert des Papiergelds anzuerkennen und zu akzeptieren.

Hätte es damals schon das Internet gegeben, hätte diese Entwicklung wohl den ersten großen Shitstorm ausgelöst. Wir akzeptieren mittlerweile den Wert des Papiergeldes ohne groß darüber nachzudenken. Es gibt aber viele Ereignisse aus der Geschichte, die daran erinnern, auf welch wackligen Beinen dieses Vertrauen steht. Zur französischen Revolution ließen sich zum Beispiel viele Menschen ihr Vermögen wieder in Münzen auszahlen, wodurch die Münzvorräte der Banken knapp wurden.

Dritte Revolution: Buchgeld

Erst im 19. Jahrhundert entwickelten sich Banknoten, neben Münzen, zu einem anerkannten Zahlungsmittel einer Währung. Die Geschichte des Bargelds – so wie wir es kennen – hat also eine lange Vorgeschichte; in der uns bekannten Form existiert es jedoch noch nicht allzu lange. Fast gleichzeitig startete der bargeldlose Zahlungsverkehr, der eng mit der Entwicklung der Geldscheine verknüpft ist. Das Buchgeld war geboren. Dabei erfüllt der Schuldner seine Geldschuld gegenüber dem Gläubiger, ohne dass Bargeld zum Einsatz kommt.

Der Zahlungsanspruch wurde gegenüber der Bank auf einem Konto festgehalten. Da dies früher in Buchform geschehen ist, wird ein solcher Vorgang auch heute noch als Buchgeld bezeichnet. Im Laufe der Jahre wurden aus den Büchern schließlich Datenbanken und der bargeldlose Zahlungsverkehr, wie wir ihn heute kennen. Vor allem um höherpreisige Waren zu bezahlen, wird so im Volksmund „Geld von einem Konto auf ein anderes überwiesen“. Das stimmt, wobei natürlich kein Bargeld fließt, sondern nur die Kontostände in der Datenbank verändert werden.

Vierte Revolution: Elektronisches Geld

Die neueste technische Weiterentwicklung des Geldes ist das E-Geld. Dabei wird ein monetärer Wert in Form einer Forderung dezentral auf einer Chipkarte oder zentral auf einem Server elektronisch gespeichert. Auch Prepaid Kreditkarten zählen zu dieser Kategorie und sind ein sehr beliebtes Beispiel für E-Geld. Denn sie sind nicht direkt an ein Bankkonto gebunden, sondern werden mit einem flexibel bestimmbaren Betrag aufgeladen und können von Verbrauchern an allen Kreditkarten-Akzeptanzstellen offline und online sicher eingesetzt werden. Das ist auch wichtig, denn zum Beispiel gelten klassische Gutscheinkarten, etwa von Amazon und Zalando, nicht als E-Geld. Grund dafür: Sie werden auch nur bei den herausgebenden Händlern akzeptiert, bei E-Geld muss jedoch eine breitere Akzeptanz gewährleistet sein.

E-Geld ist sehr flexibel einsetzbar, was man zum Beispiel bei vielen Bezahl-Apps sehen kann. Inzwischen gibt es zum Beispiel Apps, bei denen man Geld per SMS an einen Freund überweisen kann. Der Betrag wird dabei per Lastschrift vom Girokonto abgebucht, dann auf ein E-Geld-Konto des Senders gutgeschrieben und von dort auf ein E-Geld-Konto des Empfängers weitergeleitet. Per Überweisung landet schließlich der Betrag auf dem Girokonto des Empfängers. Was kompliziert klingt, ist per App für Nutzer kinderleicht umgesetzt. Der große Unterschied zu normalen Überweisungen: Man braucht für diese Transaktionen keinen Zugang zum Girokonto oder Onlinebanking der Hausbank mehr, der klassische Bankkontakt verschwindet.

E-Geld-Dienstleister wie PPRO sind eine Mischung aus Fintech und klassischer Onlinebank und entwickeln mit Hochdruck innovative Angebote für bequemes Bezahlen. Die zentrale Speicherung von Guthaben auf Servern von regulierten E-Geld-Instituten wird von Verbrauchern zunehmend mit Sicherheit und Komfort verbunden – auch in Deutschland. Zwar steht hierzulande die Mehrheit dem technologischen Fortschritt in Sachen elektronischem Bezahlen nach wie vor noch skeptisch gegenüber, dennoch besteht kein Zweifel mehr, das elektronisches Geld sich deutlich auf dem Vormarsch befindet. Dafür reicht ein Blick in andere EU-Länder wie Schweden und Großbritannien: dort sind Einkäufe jeglicher Art und Bezahlungen mit elektronischem Geld – auch für Kleinstbeträge – schon lange Alltag. Die nächste Geld-Revolution ist also schon in vollem Gange.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert