Bargeld abschaffen oder nicht?

Immer mehr Leute zahlen mit Karte oder Smartphone. Was teils verständlich ist, denn schließlich ist das Bezahlen einfacher, bequemer und auch schneller (wenn man die kontaktlose Variante benutzt). Zukünftig könnte es sogar noch besser werden, da zahlreiche Unternehmen wie Amazon, Edeka, Globus & Co an einer Variante arbeiten, wo es gar keine Kassen mehr gibt und die Einkäufe im Vorbeigehen via App automatisch bezahlt werden.

Bargeld abschaffen

Die Absichten hinter dem bargeldlosen Bezahlen sind sicherlich gut gemeint und wer bereits überwiegend diese Zahlungsform nutzt, würde wahrscheinlich einer Abschaffung des Bargeldes befürworten.

Es gibt meiner Meinung nach allerdings auch einige Risiken, welche vielen Leuten gar nicht so bewusst sind. Aber über die es sich auf jeden Fall einmal nachzudenken lohnt. Einige dieser möchte ich euch nachfolgend kurz vorstellen.

Wir wären komplett abhängig von der Technik

Zahlen wir nur noch auf elektronische Weise, dann sind wir gänzlich abhängig von der Technik. Funktioniert dieses tadellos, so gibt es hier auch keinerlei Probleme. Ohne Bargeld hätten wir jedoch kein anderes Zahlungsmittel und somit Ausweichmöglichkeit mehr, welches auf einfache Art und Weise funktioniert.

Abhängigkeit Technik

Ein längerer Stromausfall, ein Fehler im System oder Hackerangriff könnte ausreichen und es gebe Chaos.

Wie anfällig diese Infrastruktur ist, dürfte sicherlich jeder von uns schon einmal erlebt haben. Alleine ich erlebe es jedes Jahr aufs neue, wie es in Geschäften zu Problemen mit den Bezahlterminals kommt und Kunden nicht mit ihrer Karte zahlen können. Bedenken wir hierbei, dass das Bezahlen mit EC-Karte in Deutschland vor über 30 Jahren eingeführt wurde, dann dürfte es doch heute eigentlich keine solche Probleme mehr geben.

Wir werden zum gläsernen Bürger und Kunden

Wer mit Bargeld bezahlt, der hinterlässt nur wenige Spuren. Zahlen wir hingegen mit Karte oder Smartphone, dann werden bereits heutzutage viele Daten gesammelt und was damit geschieht, lässt sich nur schwer nachvollziehen. Außer wir würden uns die Zeit nehmen und uns die Allgemeinen Geschäftsbedingungen unserer Banken sowie Zahlungsdienstleister genau durchlesen. Nur wer macht das schon?

Würde das Bargeld abgeschafft, dann werden alle unsere Geldgeschäfte (Einkäufe, Überweisungen, Restaurantbesuche, Eintrittskarten usw.) aufgezeichnet und diese Daten könnten dazu genutzt werden, um Rückschlüssel auf unsere Lebensweise zu ziehen.

Welche Auswirkungen soll es da schon geben? Vielleicht wird sich der ein oder andere diese Frage gerade stellen. Hier kommt es ein wenig darauf an, inwieweit wichtige Bereiche zukünftig noch miteinander verschmelzen wie beispielsweise die Finanz- und Gesundheitswirtschaft.

Ein kleines Beispiel: Wir kaufen im Supermarkt ein und die in unseren Einkaufskörben befindlichen Produkte lassen nicht gerade auf eine gesunde Lebensweise hindeuten und nur 40 % davon wären wirklich gut für uns. Die Krankenkassen könnten diese Daten einmal im Monat abrufen und am Ende des Jahres dazu nutzen, um anteilig den Beitrag neu zu berechnen. Lebe ich sehr ungesund, dann zahle ich mehr.

So etwas gibt es bereits heute bei den KFZ-Versicherungen in Form der sogenannten Telematik-Tarife, wo die Fahrweise der Autofahrer direkten Einfluss auf den Beitrag hat. Die Daten werden dabei vom Auto an das Smartphone übermittelt und an die Versicherung weitergeleitet. Diese Tarife sind derzeit freiwillig und als Versicherungsnehmer kann man bis zu 30 % sparen.

Wir Sparer könnten zum Geld ausgeben gezwungen werden

Für die Zentralbanken sind wir Sparer in gewisser Weise ein Dorn im Auge und ganz besonders wir Deutsche, da wir bekanntlich die Sparweltmeister sind. Kaum ein anderes Land und deren Bürger legen so viel Geld zur Seite wie wir. Das angesparte Vermögen liegt inzwischen bei über 6 Billionen Euro.

Dieses Geld würden die Zentralbanken viel lieber im Wirtschaftskreislauf sehen und dies ist nur möglich, wenn wir unser Erspartes für Konsumgüter ausgeben. Die Absicht dahinter besteht darin, dass das Wirtschaftswachstum dadurch angekurbelt wird, mehr Arbeitsplätze entstehen, die Steuereinnahmen der Länder steigen und diese somit ihre Staatsschulden begleichen können.

Geld sparen Strafzins

Durch die Einführung eines Negativzins (wobei es diesen schon gibt) könnte dieses Ziel sehr einfach umgesetzt werden. Durch die Abschaffung des Bargeldes wäre es für uns auch nicht mehr möglich, einen Teil unserer Ersparnisse wenigstens als Bargeld zu Hause aufzubewahren. Eine Flucht in das Bargeld würde somit verhindert werden.

Ein kleines Beispiel: Die Banken machen zur Bedingung, dass nur noch ein freier Sparbetrag von 1.000 Euro auf den Girokonten kostenlos zur Verfügung steht. Jede Summe darüber hinaus wird mit einem Strafzins von 2 % pro Monat belastet. Ähnlich dem Prinzip wie wir es heute bereits von den Überziehungszinsen kennen.

Hätte ich also als Kunde 2.000 Euro auf dem Girokonto, so würden 1.000 Euro mit den 2 % belastet. Dies macht immerhin 20 Euro im Monat und 240 Euro im Jahr.

Das Ersparte könnte zwar noch in Aktien oder andere Finanzprodukte investiert werden, wo es eine annehmbare Rendite gebe. Jedoch wären wahrscheinlich viele Leute lieber bereit dazu, ihr Geld für Konsumgüter auszugeben, da es der einfachere Weg ist.

Ein Mittel gegen die Staatsschulden: Die Schulden vieler Staaten wachsen und wachsen. Auch im Euroraum gibt es viele Länder, die bereits so hoch verschuldet sind, dass diese ihre Schulden nicht zurückzahlen können. Wann diese Kreditblase platzt, lässt sich nur schwer vorhersagen. Der Negativzins könnte hierfür ein mögliches Werkzeug sein, um durch steigenden Konsum und der wachsenden Wirtschaft sowie mehr Steuereinnahmen den Zusammenbruch möglichst lange hinauszuzögern.

Zusammenfassung – Keine voreiligen Schlüssen ziehen

Dies waren also drei mögliche Risiken bei der Abschaffung des Bargeldes. Natürlich hat das Bezahlen mit Karte oder Smartphone seine Berechtigung und ich selber habe auch nichts dagegen. Dies gilt jedoch gleichermaßen für das Bargeld und daher ist es sehr wichtig, deren Vorteile zu sehen.

Welcher Meinung seid ihr? Ist die Abschaffung sinnvoll oder nicht?

4 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Ich finde das Bargeld abheben sehr nervig. Ich bezahle eigentlich alles was geht per Karte, Paypal oder Überweisung. Ich wohne zwar in der Stadt, allerdings gibt’s bei mir im Stadtteil keine Filiale meiner Bank, das finde och doch sehr lästig. Wie muss es da auf dem Land sein? Dann muss man jedes Mal wenn man mal zur Bank fährt direkt große Beträge abheben. Ich hätte mit der Abschaffung des Bargelds wirklich kein Problem 🙂

    • Hallo Rina, dein Beispiel mit den fehlenden Möglichkeiten deiner Stadt oder auf dem Lande zeigt ja bereits sehr gut, wo die Reise hingehen könnte. Immer mehr Filialen schließen und somit verschwinden auch immer mehr Möglichkeiten, wo man Bargeld abheben könnte.

      Viele Grüße
      Robert

  2. Bargeld ist gedruckte Freiheit!!!
    Mir graut vor dem Tag, an dem das Bargeld abgeschafft werden könnte.
    Man muß sich nur einmal vorstellen, wer die Abschaffung befürwortet (Banken, Zahlungsdienstleister, Regierung) und was deren mittel- bis langfristige Ziele sind.
    Diese werden sicher nicht zum Vorteil des einzelnen Bürgers sein (Big Brother is watching you). Man muß sich nur ansehen, welche Daten bereits heute seitens der Großkonzerne (Alphabet, Apple, Amazon, Facebook, usw.) gesammelt werden. Die machen das nicht aus reiner Nächstenliebe …..

    Zum Thema Geld abheben: Jede anständige Direktbank (ING, DKB, Comdirect, usw.) oder Kreditkarte (Barclaycard, Genialcard) ermöglicht es mir an allen Geldautomaten im Euroraum oder sogar weltweit gebührenfrei Geld abheben zu können.
    Das Argument mit den wenigen Bankfilialen greift für mich somit nicht.

    • Hallo Thomas, vielen Dank für dein Kommentar. Deine Argumente zeigen bereits heute sehr gut, was denkbar wäre.

      Viele Grüße
      Robert

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